COPPELIUS – Kerzenleuchter, Fuchsteufelswild(e) im Gehrock und Zylinder

Coppelius – live in München
Freitag, 23.09.2016 – Backstage Halle
Support: Christian von Aster, Fuchsteufelswild

Am Freitag, 23.09.2016 bot sich den Besuchern des Backstage ein eher ungewöhnliches Bild, trafen in der Halle doch Zylinder- und Kuttenträger aufeinander. Grund dafür war die schon seit längerem angekündigte Bühnenabstinenz-Clubtour von Coppelius.

Pünktlich um 20:00 Uhr betrat Christan von Aster die Bühne und nahm an einem Tisch direkt am Bühnenrand Platz, auf dem ein Kerzenleuchter thronte. Ob die Kerzen im unangezündeten Zustand mehr Ausstrahlung als von Aster hatten, durfte jeder Besucher in den folgenden 20 Minuten für sich selbst herausfinden. Rhetorisch war von Aster dem Kandelaber allerdings haushoch überlegen.

Christian von Aster ist ein Wortkünstler und sein Vortrag z.B. aus seinem Werk „Mitternachtsraben“ wurde von den Fans begeistert aufgenommen. Die „Viecher-Verse“ erheiterten das Publikum. Seine „schlüpfrigen“ Geschichten  über Elfen, Trolle und andere Fabelwesen trieben den einem oder anderen Konzertgänger vor Lachen Tränen in die Augen. Wenn auch kein musikalischer Auftritt, so war dies doch ein Auftakt nach Maß und von Aster und sein Leuchter wurden mit einem tosenden Applaus von der Bühne verabschiedet.

Fuchsteufelswild heizten den Fans anschließend ordentlich ein. Frontmann „Basti“ presste aus seinem Dudelsack das Letzte heraus und lieferte sich tolle „Sangesduelle“ mit Sängerin „Ella“, welche nicht nur beim Trällern,  sondern auch an der Flöte eine tolle Figur machte. Das zottelige und bärtige „Monster“ am Bass, „Chewie“,  blieb eher im Hintergrund, genau wie die beiden Gitarristen „Wuschel“ und „Tom“. Doch „Tieftöner Chewie“ legte später eine großartige Einlage hin und mutierte  an der Tuba zur „Rampensau“.

Mit ihrem rockigen Sound, den tollen, teils mystischen Texten und ihrer sympathischen Ausstrahlung zogen die Regensburger die Anwesenden von der ersten Minute an in ihren Bann. Und das sonst eher zur Zurückhaltung neigende Münchner Publikum schrie lauthals nach einer Zugabe. Nach kurzer Rückfrage von Basti wurde der lechzenden Menge gegeben, wonach diese verlangte.

Fuchsteufelswild, ein Name, den man sich merken sollte. Nicht nur Fans der Folk- und Mittelalterszene werden an dieser Band ihre wahre Freude haben.
Noch einmal gab es eine kurze Umbaupause, bevor Coppelius‘ Butler „Bastille“ auf die Bühne kroch und das wilde Treiben mit Cello, Klarinette und Kontrabass seinen Lauf nahm. Optisch dem 19. Jahrhundert entsprungen mit Gehrock und Zylinder rockten die Berliner dennoch ordentlich das Hier und Jetzt.

Doch nicht nur die Herren Coppelius erschienen im feinen Zwirn, auch ihre Anhänger waren elegant in Frack und  Zylinder oder die Damen im Korsett gewandet.  Bei „Phantom of the opera“, „Locked out“, „Moor“ oder „To my creator“ flogen die Haare nicht nur wild auf der Bühne, sondern auch bei den Fans. Einer der Höhepunkte war das von Graf Lindorf gespielte „1916“, ein Motörhead-Cover und eine Hommage an den unvergessenen und 2015 viel zu früh verstorbenen Lemmy.

Bastille und Graf Lindorf performten „Bitten, danken, petitieren“ auf einem am vorderen Bühnenrand stehenden Podest und heizten die Stimmung, die eh schon am Kochen war, weiter an. Bunt schillernde Seifenblasen schwirrten immer wieder durch die Halle und Le Comte Caspar drehte samt Klarinette eine Runde zwischen seinen Anhängern. „Ade mein Lieb“ beendete einen intensiven und denkwürdigen Konzertabend und so mancher Coppelianer dürfte dieses Konzertereignis noch lange in Erinnerung behalten.
Coppelius haben nicht nur musikalisch, sondern auch optisch viel zu bieten. Bei jedem ihrer Auftritte stellen sie einmal mehr unter Beweis, dass Sie eine hervorragende Live-Band sind. Mit ihrer Clubbühnenabstinzentour bieten sie ihren Fans noch einmal ein besonderes Schmankerl. Doch wenn sie auch erst einmal von den Clubbühnen dieser Welt verschwinden, so werden ihnen ihre Fans auf jeden Fall treu bleiben und darauf warten, Coppelius endlich wieder hautnah erleben zu dürfen.

Text: Sandra Baumgartl

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